Berufen zur Heiligkeit
Am heutigen Feiertag „Allerheiligen“ gedenken wir der zahlreichen Heiligen in der römisch-katholischen Kirche. Dass das Heilig-Sein jedoch nicht nur ein Ziel für einige wenige auserwählte Menschen ist, sondern verschiedene Bedeutungen hat, ist von entscheidender Bedeutung im Umgang mit der Heiligkeit.
Was aber bedeutet diese andere Form des Heilig-Seins?
Natürlich, einerseits gibt es jene Heiligen, derer die Kirche heute gesammelt gedenkt. Sie wurden aufgrund herausragender Werke heiliggesprochen und werden daher von den Gläubigen als Vorbilder und Fürsprecher verehrt. Andererseits sind aber auch wir alle, als getaufte Christen, zur Heiligkeit berufen. Was bedeutet diese andere Form des Heilig-Seins?
Heiligkeit als Frucht der Taufgnade
Papst Franziskus erklärt in seinem Apostolischen Schreiben „Gaudete et exsultate“ (2018) Folgendes: „Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet.“ (s. Gaudete et exsultate, V.14)
Was der Papst damit genau meint, konkretisiert er in den anschließenden Sätzen, um die Bedeutung der allgemeinen Heiligkeit verständlicher zu machen: „Bist du ein Gottgeweihter oder eine Gottgeweihte? Sei heilig, indem du deine Hingabe freudig lebst. Bist du verheiratet? Sei heilig, indem du deinen Mann oder deine Frau liebst und umsorgst, wie Christus es mit der Kirche getan hat.
Bist du ein Arbeiter? Sei heilig, indem du deine Arbeit im Dienst an den Brüdern und Schwestern mit Redlichkeit und Sachverstand verrichtest. Bist du Vater oder Mutter, Großvater oder Großmutter? Sei heilig, indem du den Kindern geduldig beibringst, Jesus zu folgen. Hast du eine Verantwortungsposition inne? Sei heilig, indem du für das Gemeinwohl kämpfst und auf deine persönlichen Interessen verzichtest.“ (s. Gaudete et exsultate, V.14)
Lass zu, dass alles für Gott offen ist, und dazu entscheide dich für ihn, erwähle Gott ein ums andere Mal neu. Verlier nicht den Mut, denn du besitzt die Kraft des Heiligen Geistes, um das möglich zu machen.
Papst Franziskus, Gaudete et exsultate, V.15
Das Evangelium als Lebensanleitung verwenden
Durch die Taufe im Hl. Geist darf ich mich als Christ ein Kind Gottes nennen. Als solches ist es meine tatsächliche Berufung, das Evangelium Jesu Christi in meinem Leben wahrhaftig umzusetzen und dadurch nach einem heiligen Leben zu streben.
Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es.
1 Joh 3,1
Die Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu, welche im Evangelium der heutigen Messliturgie gelesen wurden, sind eine solche anschauliche Anleitung zu gelebter Heiligkeit.
Aus dem Hl. Evangelium nach Matthäus
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Papst Franziskus interpretiert in seiner Betrachtung die Seligpreisungen Jesu so:
Im Herzen arm sein, das ist Heiligkeit.
Mit demütiger Sanftmut reagieren, das ist Heiligkeit.
Mit den anderen zu trauern wissen, das ist Heiligkeit.
Voll Hunger und Durst die Gerechtigkeit suchen, das ist Heiligkeit.
Mit Barmherzigkeit sehen und handeln, das ist Heiligkeit.
Das Herz rein halten von allem, was die Liebe befleckt, das ist Heiligkeit.
Um uns herum Frieden säen, das ist Heiligkeit.
Jeden Tag den Weg des Evangeliums annehmen, auch wenn er Schwierigkeiten mit sich bringt, das ist Heiligkeit.
(Zitate aus Gaudete et exsultate, V. 70, 74, 76, 79, 82, 86, 89, 94 – Es lohnt sich auch den vollständigen Text von Papst Franziskus zu lesen: abrufbar hier.)
Heilig-Sein bedeutet Jesus nachzufolgen
Christ-Sein meint das Streben nach Heiligkeit, könnte man zusammenfassend sagen: Ich als getaufter Christ soll so leben und handeln, wie es Jesus getan hat, um auf den Weg der Heiligkeit zu gelangen und aus meiner Taufgnade Frucht zu bringen. Hören wir also das Wort Gottes nicht nur an, sondern bewahren wir es in unserem Herzen und befolgen wir es mit all unserer Tatkraft.
Bin ich bereit, Jesus nachzufolgen und den Gipfel der Heiligkeit zu beschreiten? Quelle: M. Gatt.