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Christliches Zusammenleben in der Gemeinde

10. September 2024
Matthias Gatt

Streit – Hass – Zwietracht. Sind das christliche Eigenschaften? Oder lautet die frohe Botschaft Jesu Christi nicht viel mehr „Frieden – Liebe – Zusammenhalt“? Der Apostel Paulus kritisiert in seinem ersten Brief an die Korinther die Art und Weise, wie die Brüder und Schwestern der Gemeinde miteinander umgehen. Und wir? Wie leben wir heute als Christen zusammen?

Aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth

Wagt es einer von euch, der mit einem anderen einen Rechtsstreit hat, vor das Gericht der Ungerechten zu gehen statt zu den Heiligen? Wisst ihr denn nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Und wenn durch euch die Welt gerichtet wird, seid ihr dann nicht zuständig, einen Rechtsstreit über Kleinigkeiten zu schlichten?

Wie könnt ihr dann jene, die im Urteil der Gemeinde nichts gelten, als Richter einsetzen, wenn ihr einen Rechtsstreit über Alltägliches auszutragen habt? Ich sage das, damit ihr euch schämt. Gibt es denn unter euch wirklich keinen, der die Gabe hat, zwischen Brüdern zu schlichten?

Stattdessen zieht ein Bruder den andern vor Gericht, und zwar vor Ungläubige. Ist es nicht überhaupt schon ein Versagen, dass ihr miteinander Prozesse führt?

Wenn ich mir eine christliche Gemeinde vorstelle, dann denke ich an Gemeinschaft; also Personen, die ein gemeinsames Ziel und ein gemeinsames Streben verbindet. Natürlich gibt es in jeder Gemeinschaft – und so auch in unseren Pfarrgemeinden – unterschiedliche Personen mit völlig anderen Lebensrealitäten. Ein Streit ist selbstverständlich auch unter Christen nicht ausgeschlossen. Aber die Frage bleibt: Wie gehen wir damit um?

Denn ganz besonders wir als Christen bezeichnen uns als Brüder und Schwestern, ich würde fast sagen als „Familie in Christus“. Uns eint mehr als ein gemeinsames Ziel. Uns eint mehr als persönliche Freundschaften. Als Christen eint uns ein gemeinsames Fundament, auf dem wir stehen: unser Glaube. Unsere Hoffnung. Und unsere Liebe.

An ihrer Liebe sind die wahren Jünger Jesu zu erkennen.

frei nach Joh 13,35

Wie sehr muss es den Apostel Paulus getroffen haben, dass die Menschen der korinthischen Gemeinde trotz alledem immer noch zu sehr der Welt anhingen und ihren Verlockungen nicht widerstehen konnten. Aufgrund von Kleinigkeiten bröckelt der Zusammenhalt. Aufgrund von Alltäglichkeiten tritt man nicht mehr füreinander ein, sondern gegeneinander auf. Hass wird gesät und Zwietracht gestiftet.

Gehe ich so mit meinen Brüdern um, wie soll ich dann erst meine Feinde lieben? Statt unseren Brüdern und Schwestern einen Erfolg zu gönnen und uns mit ihnen zu freuen, begegnen wir ihnen leider viel zu oft in unserem egoistischen Stolz mit Neid und Missgunst. Sieht so christliches Zusammenleben aus?

Völlig zu Recht kritisiert Paulus jenes Verhalten, das nämlich mit einem Leben nach dem Vorbild Jesu, nach der Offenbarung des Evangeliums, nichts mehr zu tun hat. Genau deshalb fordert Paulus die Gemeinde in Korinth auf, ihre alltäglichen Streitigkeiten und kleinkarierten Kleinigkeiten untereinander zu klären und zu schlichten; sofern über Derartiges überhaupt gestritten werden muss.

Wenn jeder Streit von einem heidnisch-weltlichen Gericht geklärt werden muss, wie soll denn dann Versöhnung möglich sein? Paulus will, dass derartige Kleinigkeiten grundsätzlich nicht zu Unfrieden führen. Wenn es aber schon Streit zwischen Brüdern oder Schwestern gibt – schließlich sind wir Menschen prinzipiell nicht fehlerlos und ohne Sünde – dann sollte man doch zumindest versuchen, den Streit innerhalb der Gemeinde zu schlichten und nicht in die Öffentlichkeit zu tragen.

Wie soll denn jemand, der noch nicht zum Glauben gefunden hat, authentisch die frohe Botschaft des Evangeliums erkennen können, wenn jene, die sich als Brüder und Schwestern bezeichnen, in einer Atmosphäre des Streits leben und für jede Kleinigkeit ein Gericht von außen brauchen, um dort zu prozessieren?

Wir Christen sind frei. Frei durch Jesus Christus, der uns gerettet hat. Frei, weil wir Kinder eines liebenden Vaters im Himmel sind. Und in dieser Freiheit sind manche Alltäglichkeiten nicht mehr wichtig. Wichtig hingegen ist, dass sich jeder selbst die Frage stellt: Bin ich als Christ ein wahrer Bruder oder eine wahre Schwester und verhalte ich mich auch dementsprechend? Das gilt vor allem für die heutigen Pfarrgemeinden, aber auch für unsere Familien und alle christlichen Gemeinschaften.

Nur dann nämlich gilt: An ihrer Liebe sind die wahren Jünger Jesu zu erkennen.

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