Gedanken zum Erntedankfest
Bin ich dankbar oder vergesse ich aufgrund meiner vielen Bitten zu danken? Das Erntedankfest lädt dazu ein, sich neu auf die Dankbarkeit Gottes und den Menschen gegenüber zu besinnen. Gleichzeitig fordert dieses Fest dazu auf, die Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen, die Gott uns Menschen übertragen hat. Bin ich bereit dazu?
In vielen Pfarrgemeinden wurde am heutigen Sonntag oder in den vergangenen Wochen das Erntedankfest gefeiert. Immer im Herbst werden wir Christen dazu eingeladen, auf die Ernte des vergangenen Jahres zurückzublicken und Gott für Seine Gaben zu danken, die Er uns schenkt. Der Prophet Joel bringt in der für heute ausgewählten Bibelstelle aus dem Alten Testament genau diese Dankbarkeit Gott gegenüber zum Ausdruck.
Aus dem Buch Joel
Fürchte dich nicht, Ackerboden! Freu dich und juble; denn der HERR hat Großes getan! Fürchtet euch nicht, ihr Tiere auf dem Feld! Denn das Gras in der Steppe wird wieder grün, der Baum trägt seine Frucht, Feigenbaum und Weinstock bringen ihren Ertrag. Jubelt, ihr Kinder Zions, und freut euch über den HERRN, euren Gott! Denn er gibt euch Nahrung, wie es recht ist. Er schickt euch den Regen, Herbstregen und Frühjahrsregen wie in früherer Zeit.
Die Tennen sind voll von Getreide, die Keltern fließen über von Wein und Öl. Ihr werdet essen und satt werden und den Namen des HERRN, eures Gottes, preisen, der für euch solche Wunder getan hat. Mein Volk braucht sich nie mehr zu schämen. Dann werdet ihr erkennen, dass ich mitten in Israel bin und dass ich der HERR, euer Gott, bin, ich und sonst niemand. Mein Volk braucht sich nie mehr zu schämen.
Oftmals haben wir so viele Bitten, dass wir vollkommen vergessen zu danken. Kaum ist die eine Bitte erfüllt, haben wir bereits die nächste, ohne jemals Dank zu sagen. Doch Jesus verlangt genau diese Dankbarkeit, wie es an anderer Stelle in der Hl. Schrift heißt (Lk 17,11-19). Nehme ich mir die Zeit, nachdem meine Bitte erhört wurde, wieder vor Gott zu treten und Ihm zu danken?
Einer der Geheilten ging zurück zu Jesus, lobte Gott mit lauter Stimme und dankte Ihm. Da sagte Jesus: Wo sind die anderen, die geheilt wurden? Ist denn sonst keiner zurückgekehrt, um Gott zu ehren?
frei nach Lk 17,15-18
So vieles erhalten wir immer wieder aufs Neue von Gott, obwohl wir sündigen Menschen nichts verdient hätten, sondern nur aufgrund der unfassbaren Barmherzigkeit Gottes mit Seiner Gnade reich beschenkt werden. Genau deswegen ist diese Dankbarkeit auch so wichtig, weil es unsere einzige Möglichkeit ist, die Liebe Gottes zu erwidern.
Preise den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, überaus groß bist du!
vgl. Ps 104,1
Auch den Menschen in unserem Umfeld lohnt es sich immer wieder Dank zu sagen, sodass wir deren Arbeit viel bewusster wahrnehmen können. Und es ist nicht ein inflationäres „Danke“ aus reinem Höflichkeitsbewusstsein gemeint, welches einige Minuten später wieder vergessen ist! Wahre Dankbarkeit ist persönlich und kommt von Herzen als deutlicher Ausdruck meiner Freude.
Unsere Verantwortung für die Schöpfung
Das Erntedankfest lädt uns aber nicht nur zur Dankbarkeit ein, sondern ermahnt uns zur ökologischen Umkehr, die auch Papst Franziskus immer wieder an prominenter Stelle (Enzyklika „Laudato si’“ und Apostolisches Schreiben „Laudate Deum“) einfordert.
Den Menschen wurde die Herrschaft über die Schöpfung übertragen (s. Gen 1,28). Was aber bedeutet Herrschaft? Ich kann herrschen und in barbarischer Manier die ganze Schöpfung ausbeuten oder aber ich erweise mich als guter Herrscher und trage Sorge für die Schöpfung. Wer herrscht und verwaltet, trägt auch die Verantwortung und bei falschem und bösem Verhalten mache ich mich Gott gegenüber schuldig.
Quelle: Pixabay/Sabrina_Ripke_Fotografie.
Wenn wir also wahrhaft dankbar sein wollen, Gott gegenüber und auch den Bauern in unserem Land, die sich um unser tägliches Brot bemühen, dann müssen wir ihnen nicht nur mit Worten danken, sondern sie auch durch den Kauf ihrer Produkte unterstützen und mithilfe von dadurch entstehenden regionalen und biologischen Wirtschaftskreisläufen unseren Beitrag zur ökologischen Umkehr leisten.
Bin ich bereit dazu, meine Verantwortung zu übernehmen?