Wie Jesus mit Sünde umgeht
Einige Überlegungen zum Bericht über „die Ehebrecherin“ aus dem Johannes-Evangelium (Joh 8,2-11): Wie handelt Jesus an der Frau? Was bedeutet das ganz allgemein für den Umgang mit der Sünde? Und wozu werde ich persönlich beim Lesen dieser Bibelstelle von Jesus aufgefordert?
Aus dem Hl. Evangelium nach Johannes
Am frühen Morgen begab sich Jesus wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?
Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.
Als sie das gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Der Bericht über „die Ehebrecherin“ aus dem Johannes-Evangelium zeigt einen wichtigen Grundsatz Jesu: Nämlich die Kombination aus Liebe und Wahrheit.
Jesus ist unglaublich barmherzig, denn Er verurteilt die Frau nicht, sondern vergibt ihr. Obwohl Er, der ohne jede Sünde ist, sie nach dem mosaischen Gesetz für ihre Tat des Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilen könnte, erweist sich Jesus als gnädig und gibt der Frau eine neue Chance.
Gleichzeitig ist es wichtig zu sehen, dass Jesus die Sünde nicht relativiert. Es ist eben nicht egal, was die Frau getan hat: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (vgl. Joh 8,11) ist ein deutlicher Aufruf zur Umkehr und zeigt die Schuldhaftigkeit ihres früheren Verhaltens.
Ohne die Wahrheit zu verleugnen, schenkt Jesus Seine Liebe
Den einzig richtigen Weg mit Sünde umzugehen, ist dem Beispiel Jesu zu folgen, wie es in der obenstehenden Bibelstelle beschrieben wird. Keinesfalls dürfen wir damit anfangen, Sünden zu verharmlosen, weil vieles „eh nicht so schlimm sei“. Genauso falsch ist es aber auch, mit dem Finger auf jene zu zeigen, die gesündigt haben – denn wer von uns ist schon ohne Schuld?
Nur einer ist der Gesetzgeber und Richter: Er, der die Macht hat, zu retten und zu verderben. Wer aber bist du, dass du über deinen Nächsten richtest?
Jak 4,12
Jeder Mensch macht Fehler. Jeder Mensch begeht Sünden. Aber es ist nicht meine Aufgabe, die Fehler und Sünden der anderen zu benennen, sondern Jesus fordert mich dazu auf, mein eigenes Leben zu betrachten, meine persönliche Schuld zu reflektieren und Gott in Reue um die Vergebung meiner Sünden zu bitten, sodass ich es in Zukunft besser machen kann.