Freut euch!
Der dritte Adventsonntag, der lateinisch auch „Gaudete!“ (dt.: „Freut euch!“) genannt wird, deutet an, dass wir dem Weihnachtsfest schon ziemlich nahe sind. Vor allem in diesem Jahr, wo der vierte Adventsonntag und der 24. Dezember zusammenfallen und deshalb die Adventszeit besonders kurz ist. Die kirchliche Leseordnung sieht für die heutige Hl. Messliturgie als zweite Lesung einen neutestamentlichen Brief des Apostels Paulus vor; und genau mit dieser Bibelstelle (1 Thess 5,16–24) möchte ich mich in diesem Beitrag beschäftigen.
Aus dem ersten Brief an die Thessalonicher
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört. Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht! Prüft alles und behaltet das Gute! Meidet das Böse in jeder Gestalt! Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt. Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.
Was hat es nun aber mit diesem „freudigen Sonntag“ auf sich? Darf man sich angesichts all der Kriege und des Leids in der Welt überhaupt noch freuen? – Auch wenn diese Überlegung auf den ersten Blick vielleicht nicht völlig abwegig erscheinen mag, so muss man doch die Gegenfrage stellen, ob die Alternative denn besser sei, wenn wir alle nur mehr in Traurigkeit schwelgen und Trübsal blasen.
Die klare Antwort eines Christen lautet: Ja, wir dürfen uns freuen, denn wir haben allen Grund zur Freude! Selbstverständlich soll dies kein Aufruf zur Gleichgültigkeit gegenüber weltlichem Leid sein, indem wir einfach den Fernseher mit den schlechten Nachrichten ausschalten, das Wohnzimmer mit goldenen Weihnachtskugeln zieren und dazu noch „Last Christmas“ im Radio hören; im Gegenteil!
Mit Sorgen und Ängsten kann man nur umgehen, wenn man ihnen mit Freude und Hoffnung begegnet, ohne dabei das Leid dieser Welt zu relativieren. Das richtige Weihnachten, das nicht geprägt ist von Konsumismus, sondern von der Menschwerdung Gottes handelt, klammert dieses Leid auch nicht aus. Der Retter der Welt, Jesus, wurde nicht in einem kuscheligen Häuschen an einem warmen Kachelofen und mit mehrgängigem Essen geboren – im Stall von Bethlehem war es kalt, still und karg.
Und trotzdem haben sich Maria und Josef gefreut, weil sie spürten, dass sie eine außergewöhnlich besondere Stunde miterleben durften. Und nicht nur deswegen, weil jede Geburt eines Kindes das Wunder des Lebens offenbart, sondern weil in dieser Nacht Gottes Sohn geboren wurde bzw. bildlich gesprochen das Licht in die Welt kam. Darum müssen wir Christen auch nicht mehr in der Dunkelheit der Traurigkeit sein, sondern wir dürfen uns am Licht der frohen Botschaft erfreuen, weil wir die Gewissheit haben: Gott ist mit uns.
Darum ist die Grundhaltung des Christ-Seins, dass wir freudig sind und durch unsere Freude im Herrn auch anderen Menschen Freude und Hoffnung schenken können. So wie Johannes der Täufer durch sein Wirken Zeugnis für Jesus Christus abgelegt hat, sind auch wir Christen aufgerufen, freudige Zeugen des Evangeliums zu sein. Denn das Reich Gottes, das uns nach dem irdischen Leben bis in Ewigkeit versprochen ist, nimmt bereits in dieser Welt seinen Anfang und dazu ist unsere Freude ein wesentlicher Baustein.